Die körperliche Beziehung

Ich finde den Körper (oder ein anderes Objekt, wie z.B. Vermögen „Geld ist sexy“) meiner Partnerin attraktiv und anziehend. Das hat zunächst nicht mehr Qualität, als die Anziehung, die ein Stück Sahnetorte auf mich ausübt. Ist das dahinter liegende Bedürfnis befriedigt, ist auch die Anziehung verschwunden. Auch die schönste Lust auf Sahnetorte ist spätestens bei dem 6. Stück einfach verschwunden. Nach einem Zeitintervall kann sie wieder auftauchen.

 

Was dabei gefällt und anziehend ist, ist abhängig von gesellschaftlichen Standards (z.B. in Europa gilt als attraktiv wer schlank, jung und schön ist) und eigenen Präferenzen, Vorlieben und Prägungen. Manchen mögen es z.B. süß andere salzig oder scharf.

 

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Diese Verbindung nenne ich periodisch. Sie kommt und geht, kommt wieder und auch mal wieder nicht. Es bleibt auch fraglich, ob sie jeweils wieder kommt und auch wenn sie wieder kommt, ob sie sich dann auf dasselbe Objekt bezieht. Da die Anziehung von verschiedenen Faktoren abhängt, kann sich auch leicht das Zielobjekt ändern. Einmal mag ich Käsesahne-Torte, ein anderes Mal möchte ich aber Schwarzwälder-Kirsch-Torte. Die körperliche Attraktion allein ist deshalb für dauerhafte Verbindungen nicht so gut geeignet.

 

Stabil werden solche Beziehungen für eine gewisse Zeit durch Ideologien. „Wir sind füreinander bestimmt“ sagen die beiden. Wünsche, Träume und Ideale werden über den anderen gestülpt. Nicht die andere Person wird gesehen, sondern nur das, was ich gern sehen möchte. Alles erscheint in gleißendem Licht. Wenn beide Partner einander attraktiv finden, können die anderen Aspekte also unrealistisch und überhöht erscheinen und so zu einer bestimmten Dauer beitragen. Wir sehen also in unserem Partner jemanden, den wir uns wünschen und erträumen und nicht denjenigen, der er ist.

 

Wir nennen diesen Bereich auch: Verliebtheit. (Auch die romantische oder symbiotische Phase)

Um dies noch etwas konkreter zu fassen kann man beobachten, wie sich die Partner idealisieren. Sie nennen einander „Schatz“, wie etwas Wertvolles, das sie besitzen. Sie gehen davon aus, dass sie „füreinander bestimmt“ sind, also vom Schicksal, höheren Mächten oder Gott füreinander ausgesucht wurden. Arno Paschmann beschreibt sie so: „In dieser Phase wird das Gemeinsame betont und das Unterschiedliche bleibt unbeachtet. Es gilt nur das bedingungslose Ja, ein Nein findet keinen Platz. Stimmen von außen, die auf Unterschiede oder mögliche Differenzen hinweisen, werden ignoriert bzw. abgewehrt. In dieser Phase wird der Mythos gelebt: Wir sind eins. Nichts kann uns trennen. Viele Menschen verlassen diese Phase nur widerwillig. Um ihn möglichst immer (wieder) zu leben, wechseln einige lieber den Partner (Liz Tailor).

 

Weiter erklärt er: „Wenn die Phase der Verliebtheit zur Liebe reifen und aus einem klammernden Wir ein Ich und Du entstehen will, muss zu dem symbiotischen („verschmelzenden“ der Autor) Ja ein differenzierendes Nein hinzukommen. Dieses Nein in der Liebe wird aber oft als Nein gegen die Liebe verstanden und aus diesem Grund nur zögerlich geäußert.“